Massive Schäden am Parpaillon-Tunnel
Droht einem der höchsten Tunnel Frankreichs die endgültige Schließung?
Der Zugang zum Parpaillon-Tunnel wurde durch die Unwetter im Herbst 2023 schwer beschädigt. Das gesamte Bauwerk hat Schäden erlitten, deren Höhe noch nicht beziffert werden kann. Die Kosten für die Instandsetzungsarbeiten dürften im hohen fünfstelligen Bereich liegen. Es stellt sich nun die Frage, wer für die Arbeiten aufkommt. Bis die Sanierungsarbeiten abgeschlossen sind, bleibt der Parpaillon-Tunnel für die Öffentlichkeit geschlossen. Aber wie lange wird das dauern? Diese Frage wagt derzeit niemand zu beantworten.
Der 520 Meter lange Parpaillon-Tunnel liegt in den Gemeinden Crévoux in den Hautes-Alpes und La Condamine-Châtelard in den Alpes-de-Haute-Provence. Er befindet sich auf einer Höhe von 2.637 m unter dem höchsten Punkt des Col du Parpaillon und ist einer der höchsten Tunnel Frankreichs. Der Tunnel wurde ab 1890 gebaut, um die Truppenbewegungen zwischen den beiden Tälern Ubaye und Embrunais zu erleichtern. Heute wird er von Radfahrern, Motorradfahrern und Wanderern genutzt.
Beim Hochwasser im Dezember 2023 »ereignete sich auf der Südseite ein Erdrutsch, eine Mischung aus Schnee, Schlamm und Fels, die den Eingang noch immer blockiert. Außerdem ist die unbefestigte Gemeindestraße, die zum Tunnel führt, beschädigt. Wir haben die Schäden am 14. Juli entdeckt, als wir vor Ort waren. Die Gemeinde kann die Instandsetzungsarbeiten an der Straße und im Tunnel nicht alleine bezahlen«, erklärt Élisabeth Jacques, Bürgermeisterin von La Condamine-Châtelard, »wir warten auf die Unterstützung des Staates, der den von den Unwettern im letzten Herbst betroffenen Gemeinden eine Komplettfinanzierung zugesagt hat«, führt die Politikerin weiter aus. »Die Hochwasserschäden in meiner Gemeinde belaufen sich bereits auf 1,6 Millionen Euro.« Auf der Seite der Hautes-Alpes ist der Departementsrat für die Instandhaltung der Bauwerke zuständig. Ein Dekret des Departements vom 12. Juli verbietet den Zugang, auch für Fußgänger. »Ein Erdrutsch hat sich in dem Bauwerk ereignet und die Gefahr eines Erdrutsches besteht weiterhin«, erklärt der für Straßen zuständige Vizepräsident Marcel Cannat.
»Soweit wir wissen, sind auch auf der Ubaye-Seite Schäden aufgetreten, wie z.B. erhebliche Ausbeulungen im gemauerten Teil auf den letzten 100 Metern des Bauwerks und einige Ausbrüche an den Sockeln, die eine eingehendere Untersuchung erfordern, um eine genaue Diagnose stellen zu können«, betonte der Abgeordnete in einer Erklärung: »Angesichts des Erdrutsches und des allgemeinen Zustands des Bauwerks kann man kein Risiko eingehen. Es ist nicht möglich, den Tunnel zu besichtigen«. Bevor ein Datum für die Wiedereröffnung des Parpaillon-Tunnels festgelegt werden kann, müssen sich die Gebietskörperschaften über die Finanzierung der Arbeiten einigen: »Ich muss mich im September mit den Abgeordneten des Departements Hautes-Alpes treffen, um das Programm für die Arbeiten im Inneren des Tunnels festzulegen. Wir brauchen die finanzielle Unterstützung der beiden Departements und des Regionalrats Paca, der für den Tourismus zuständig ist«, so die Bürgermeisterin von La Condamine-Châtelard. Dann folgen Studien, Restaurierungsarbeiten und schließlich die Entscheidung der Nationalen Kommission für die Bewertung der Sicherheit von Straßenbauwerken (CNESOR), die grünes Licht für eine eventuelle Wiedereröffnung geben kann.
Im Netz sind auf vielen Seiten mittlerweile Stimmen für den Erhalt des historischen Bauwerks laut geworden worden. Am Ende des Tages geht es aber wieder nur um die eine, entscheidende Frage: “Wer zahlt?”.
Dieser von mir aus dem Französischen übersetzte, redigierte und mit Texten und Bildern ergänzte Bericht basiert auf den Artikeln von Jérémy Michaudet in der Zeitung »Le Dauphine« (2.8.2024) und bei »Mon Séjour en Montagne« (12.8.2024).