Allgemeines
Kaum eine andere Schotterstrecke in den Alpen ist so beliebt wie die Assietta-Kammstraße (AKS). Die »Strada dell’Assietta« im italienischen Piemont verläuft auf einer Höhe von 2.000 bis 2.500 Metern und bietet spektakuläre Ausblicke auf das Pelvoux-Massiv, den Mont Chaberton sowie die Täler Susa und Chisone.
Die ca. 36 km lange Strada Provinciale 173 (SP173) verbindet Pian dell’Alpe an der Südrampe des Colle delle Finestre (2.176 m) mit Sestriere und überquert dabei mehrere Pässe, darunter den Colle dell’Assietta (2.472 m), den Colle Lauson (2.497 m), den Colle Blegier (2.381 m), den Colle Costa Piana (2.313 m), den Colle Bourget (2.299 m) und den Col Basset (2.424 m).
Die benachbarte Strada Provinciale 172 (SP172) führt auf rund 24 km über den Colle delle Finestre dann weiter nach Susa.
Die Assietta-Kammstraße gehört sicher zu den Highlights jeder Westalpentour und bietet so manchem einen sanften Einstieg ins »Schottern«.
Geschichte
Der Höhenrücken oberhalb von Sauze d’Oulx ist seit 1700 von militärischer Bedeutung. Die heutige Straße und die meisten Festungsanlagen wurden jedoch erst Ende des 19. Jahrhunderts gebaut und während der beiden Weltkriege ergänzt.
Im Jahre 1747 fand auf den Höhen die Schlacht von Assietta während des Österreichischen Erbfolgekrieges statt. Die Piemontesen mussten ihre Truppen zur Verteidigung von 13 Pässen aufteilen, konnten aber die französischen Angreifer zurückschlagen. Sie hatten mehr als 5.000 Opfer zu beklagen. Dieser große savoyisch-piemontesische Sieg wird noch heute jedes Jahr am 19. Juli mit Kostümfesten gefeiert. An diesem Tag wird auch die Strada dell’Assietta für den Verkehr gesperrt.
Befahrbarkeit
Die Assietta ist eine der bekanntesten Schotterstraßen der Westalpen. Das ehemalige Militärsträßchen ist nicht nur die beliebteste, sondern auch die am meisten befahrene Piste im Gebiet um Susa, Oulx und Sestriere. Da sie auch für Schotterneulinge relativ einfach zu bewältigen ist, wird sie gerne für den Einstieg ins Offroad-Fahren genutzt und ist daher nicht gerade »einsam«. Diese Eigenschaften haben ihr mittlerweile den spöttischen Namen »Schotterautobahn« eingebracht.
Die Assietta-Kammstraße wird regelmäßig gewartet und ausgebessert und ist mit einem Schwierigkeitsgrad von SG 3–4 nach Denzel bei schönem Wetter eine echte Empfehlung, insbesondere auch für Enduro-Einsteiger. Bei trockenem Wetter ist sie auch mit Straßenmotorrädern oder Choppern und normaler Straßenbereifung gut zu schaffen.
Die Breite der Fahrbahn liegt zwischen 3 und 4 Metern. Hin und wieder treten durch kleinere Hangabrutschungen Engstellen auf. Mit gröberem Gestein auf der Piste muss man daher immer rechnen.
Anders bei Regen! Vor allem nach ausgiebigen Niederschlägen wird die Strecke rutschig und ist durch Auswaschungen grob und ruppig zu fahren. Tiefere Rinnen oder grobe Steine werden dann in den Spitzkehren oft zum Problem. Bei solchen Bedingungen sind Stollenreifen, eine gute Kondition sowie Grundkenntnisse beim Offroad-Fahren natürlich empfehlenswert.
Auf der Assietta, die nicht nur von Motorrädern, sondern auch von Radfahrern, Mountainbikern und PKWs befahren wird, ist zu den Stoßzeiten zwischen 11 und 15 Uhr und vor allem an Sonn- und Feiertagen ziemlich Betrieb. Da kann es bei Gegenverkehr schon mal eng werden. Oder staubig, wenn man auf trockener Piste von den »Profis« überholt wird. Deshalb gilt grundsätzlich: Immer vorsichtig und vorausschauend fahren!
Wer steile Abhänge nicht mag oder unter Höhenangst leidet, fährt die Strecke am besten von Ost nach West, also von Susa über den Colle delle Finestre nach Sestriere und nicht umgekehrt. In diesem Fall fährt man nämlich an der Hangseite bergauf und nicht an der Kante mit Blick in den Abgrund.
Mit ihren knapp 35 km ist die Assietta eine schöne und gut gepflegte Straße, die relativ einfach und sicher zu fahren ist. Dennoch ist sie lang genug, um das in dieser Region oft unbeständige Wetter im Auge zu behalten.
Die Standardtour
Die empfohlene bzw. beliebteste Richtung für die Assietta ist von Nordosten nach Südwesten.
Die Auffahrt über den Colle delle Finestre beginnt oberhalb von Meana di Susa mit einem einspurigen Asphaltsträßchen, das sich zunächst in etwa 30 teils engen Serpentinen seinen Weg durch den bewaldeten Hang sucht. Etwa 8 km hinter dem Ort beginnt die eigentliche Schotterstraße (SP172) hinauf zum Colle delle Finestre (2.176 m) mit seiner alten Festung. Hier lädt ein Plätzchen mit Sitzmöglichkeiten zu einer ersten Verschnaufpause ein.
Die Beschaffenheit der Straße ist vor allem bei schönem Wetter durchweg gut, feinschottrig und fest planiert. Im Frühsommer kann im oberen Teil des Nordhanges allerdings noch Schnee liegen. In diesem Fall ist die Straße in der Regel hinter Meana di Susa gesperrt. Die späte Schneeschmelze kann im oberen Teil, wie auch auf der Assietta-Kammstraße, den sonst festen Untergrund aufweichen und somit matschig und rutschig machen.
Auf dem Colle delle Finestre wechselt der Belag erneut. Die Abfahrt Richtung Süden ist ab dem Scheitel wieder asphaltiert, was wohl der italienischen Radsportbegeisterung zu verdanken ist. Später teilt sich die Straße in einer Rechtskurve. Links zweigt der Schotterweg zur sehenswerten Festung Fenestrelle ab, rechts geht es auf Asphalt talwärts Richtung Assietta.
Bei Pian dell’Alpe beginnt mit der SP172 dann die offizielle AKS, die Richtung Nordwesten abzweigt. Der Belag wechselt nach kurzer Zeit wieder zu Schotter.
Die Einfahrt in die AKS ist übrigens kaum zu übersehen, da hier ein großes Schild auf die zeitlichen Regelungen und die Richtlinien zur Befahrung der Route hinweist.
Nach einem kurzen, leicht abfallenden Stück wendet sich der Weg nach Westen und führt stetig ansteigend bis zum Colle dell’Assietta auf 2.474 Meter Höhe. Hier bietet sich ein Zwischenstopp an, um das faszinierende Panorama genießen. Die Gipfel im Westen sind auch im Sommer meist noch schneebedeckt – eine unglaubliche Kulisse.
Auf der Passhöhe zweigt der gesperrte Weg ostwärts zur alten Festungsanlage auf dem Gipfel des Gran Serin ab. Meist ist diese Zufahrt mit einer Schranke versperrt. Aber auch wenn die Schranke geöffnet ist und der steile Aufstieg lockt, gilt striktes Fahrverbot! Dass dieser Höhenweg in manchen Karten als »nicht gesperrt« eingezeichnet ist, ändert daran nichts.
Die Piste führt ab hier weiter südwestlich bis zum höchsten Punkt der AKS, der »Testa dell’Assietta« (2.550 m) mit dem markanten Gedenkstein, einer Orientierungstafel und einem grandiosen Panorama.
Die nun leicht abfallende Strecke passiert im weiteren den Verlauf den Colle Lauson (2.497 m) und 3 km weiter den Colle Blegier (2.381 m), von dem aus ein für motorisierte Fahrzeuge gesperrter Weg in westlicher Richtung nach Sauze d’Oulx bzw. Salbertrand führt.
Die AKS steigt nun mit einigen engen Kehren steil (15%) bis zum Monte Genevris (2.500 m) an, um dann – ab hier wieder gröber geschottert, aber immer noch gut fahrbar – zum Colle Costa Plana (2.313 m) und weiter zum Colle Bourget (2.299 m) wieder abzufallen.
Auf dieser Passage hat man einen herrlichen Blick nach Italien und Frankreich. Der Fahrbahnbelag wechselt nun zwischen grobem Schotter, festgefahrenem Lehm oder auch einzelnen Sandpassagen, teilweise »gewürzt« mit nassen bzw. schlammigen Stellen. Die Spur ist teilweise schmal und unübersichtlich – vor allem hinter Spitzkehren –, so dass man umsichtig fahren sollte.
Am folgenden Colle Basset (2.424 m), dem letzten Pass der Assietta, zweigt nördlich ein schmaler Weg durchs Skigebiet über Sportina nach Sauze d’Oulx ins Tal ab. Diese legal befahrbare, teils buckelige und steile (16%) Strecke ist vor allem bei Regen nicht ohne, da man teilweise auf dann rutschigem Naturboden unterwegs ist (SG 4).
Die AKS führt nun die letzten wenigen Kilometer kurvenreich und auf recht grobem Schotterbelag bergab nach Süden, um dann im (nicht besonders hübschen) Wintersportort Sestriere zu enden.
Eingefleischte Offroad-Fahrer werden vor allem den letzten, südlichen Teil der Kammstraße lieben, da man sich hier bereits außerhalb des Nationalparks befindet und somit auch viele – immer wieder von der Hauptroute abzweigende – Nebenstrecken befahren kann.
Karte der »Strada dell‘Assietta«
Die Karte enthält momentan folgende, je nach persönlichem Bedarf einblendbare Ebenen:
- Streckenführung der Assietta-Kammstraße (rot)
- Zufahrt von Susa über den Colle delle Finestre (SP172) (hellblau)
- Südlicher Teil der Strada del Colle delle Finestre (SP172) (lila)
- Abfahrt vom Colle Basset bis Sauze d’Oulx (SP172) (grün)
- Pässe im Gebiet der Assietta-Kammstraße
- Refugio, Festungsanlangen, Campingplätze und andere POIs
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Reisezeit und Fahrverbote
Die Assietta-Kammstraße ist in der Regel von 1. Juni bis 30. Oktober für den Verkehr geöffnet. Während dieser Zeit gibt es zwischen Pian dell‘Alpe und Colle Basset während der Ferienmonate Juli und August mittwochs und samstags zwischen 9 und 17 Uhr ein Fahrverbot. An den Einstiegsstellen zu AKS weisen große Infotafeln auf die aktuell gültigen Regeln hin.
Am 19. Juli, dem jährlichen Gedenktag der Schlacht von Assietta, ist die Kammstraße wegen der Feierlichkeiten für den Verkehr gesperrt.
Auf der AKS gilt Tempo 30, Überholverbot und Halteverbot außerhalb der gekennzeichneten Parkflächen. Sie ist für Fahrzeuge bis 3,5 t Gesamtgewicht und einer maximalen Breite von 2 Metern zugelassen.
Im Juni kann es auf der Assietta durchaus noch Schneefelder und damit Schneematsch auf der Strecke geben. Es ist daher ratsam, vor dem Tourstart die aktuellen Wetterbedingungen zu prüfen.
In der Zeit von Ende Juni bis Mitte Juli lohnt sich die Strecke wegen der dann in voller Blüte stehenden Flora ganz besonders.
Colle delle Finestre
Es empfiehlt sich, den Colle delle Finestre von Susa im Norden kommend Richtung Süden zu befahren. Während die Südrampe zwar schmal, aber nahezu komplett asphaltiert ist, erwarten den Motorradfahrer auf der Nordrampe nicht nur unzählige Kehren, sondern auch Schotter.
Die Beschaffenheit der »Strada del Colle delle Finestre« ist bereits weiter oben im Abschnitt zur Standardtour beschrieben.
Auf der Südseite kommt man an einigen interessanten Befestigungsanlagen vorbei, deren Zugang allerdings meist versperrt ist. Aber auch von der Straße aus bieten sich interessante Einblicke in die Militärgeschichte und die Baukunst vergangener Jahrhunderte.
Das interessanteste Bauwerk ist das Forte di Fenestrelle, das sich vom Talboden über ca. 3 km am Südhang des Valle del Chisone hinaufzieht und dabei einen Höhenunterschied von fast 600 m überwindet. Die gewaltige Anlage, die zu den größten Festungen der Alpen zählt, besteht eigentlich aus drei baulich miteinander verbundenen Festungen (San Carlo, Tre Denti und Delle Valli) und umfasst eine bebaute Fläche von 1,3 km². Die von 1728 bis 1850 in 122-jähriger Bauzeit errichtete und heute teilweise restaurierte Festung ist vom Tal aus zugänglich.
Im Jahr 2007 wurde die Festung Fenestrelle vom World Monument Fund in die Liste der 100 am meisten gefährdeten Kulturdenkmäler aufgenommen.
Ein Besuch ist sehr empfehlenswert. Allerdings sollte man einige Stunden einplanen und sich auf die fast 4.000 Stufen der »Scala Coperta«, der längsten überdachten Treppe Europas, einstellen, die die verschiedenen Teile der Anlage miteinander verbindet.
Leider kann nur ein sehr kleiner Teil der größten Festungsanlage Europas ohne Führung besichtigt werden. Nur im Fort San Carlo, dem Zentrum der gesamten Anlage, sind kleine Bereiche frei zugänglich. Hier befinden sich die wichtigsten Gebäude der Festung Fenestrelle: der Gouverneurspalast, der Offizierspavillon, die Kirche, Mannschaftsquartiere, ein großer Pulverturm, Magazine, Laboratorien und eine Apotheke. Vom Parkplatz aus gelangt man über eine Brücke auf den Exerzierplatz. Auf der rechten Seite des Exerzierplatzes befindet sich das ehemalige Offizierspalais mit Info und Kasse.
Downloads
Hier findet ihr die Strecken aus der Karte als Route oder Track zum Download für eure Routenplanung bzw. euer Navigationsgerät.
Stand: 24.11.2023
Ergänzende Links
- MOPPEDHOTEL »Route des Grandes Alpes«
- MOPPEDHOTEL Offroad rund um Bardonecchia
- MOPPEDHOTEL Von Motorradfahrern empfohlene Unterkünfte
… zur Assietta-Kammstraße
- https://www.stradaassietta.it
- http://www.cittametropolitana.torino.it/speciali/2023/strade_alta_quota/
- https://sauzedoulx.net/summer/strada-dell-assietta/
- https://www.facebook.com/stradadellassietta/
… zu den der Kommunen der Assietta
… zur Festung Forte di Fenestrelle
… zu den Nationalparks Gran Bosco di Salbertrand und Alpi Cozie
Ausflugsziele Italien Karten Landkarten Motorradstrecken Piemont Schotter Tourenplanung
Sehr geehrte Damen und Herren,
bitte senden sie mir Unterlagen der Asietakammstrasse postalisch zu.
Herzlichen Dank und
mit freundlichen Grüßen
Das erheitert mich jetzt etwas 🙂 Meine Seite hier ist komplett privater Natur. Es gibt nichts, was ich verschicken könnte oder wollte. Selbst, wenn ich Unterlagen hätte: Wohin soll ich sie schicken? Bitte wende dich wegen Unterlagen ans Fremdenverkehrsbüro in Susa, Oulx oder Sestriere. Die haben bestimmt was für dich.
Hi, die Assietta ist eine wundervolle straße! und vor allem bin ich froh, dass man da scheinbar ja sogar immernoch fahren darf!
Wie sieht es eigentlich mit Schlafen im Auto aus? ich kann mich erinnern dass ich da vor Jahren mal mit Mopped und Zelt unterwegs war. Jetzt würde ich mal mit Auto da vorbeikommen und würde gern mal eine Nacht da oben auf der Assietta schlafen. wie sind da die Regeln?
Gruß und Dank!