Rumänien
Insider-Tipps für deine Rumänientour
Ein Gastbeitrag von Horst Czyzewski
Horst Czyzewski hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Er organisiert seit vielen Jahren Motorradreisen und begleitet seine Reisegruppen persönlich über die schönsten Pässe und die eindrucksvollsten Straßen Europas.

In diesem Beitrag verrät euch Horst seine besten Tipps zu Rumänien
Tipp #1 | Allgemeines zu Rumänien
Allgemeines
Inzwischen war ich siebenmal in Rumänien unterwegs. Überwiegend auf der im Bild dargestellten Route. Einige Male von Ungarn anfahrend und einmal von Serbien/Bulgarien kommend. Ich war nicht im Donau-Delta und nicht im Norden. Deshalb gibt’s hierfür keine Tipps von mir.
Rumänien ist grundsätzlich ein tolles Reiseland für Motorradfahrer. Besonders die Karpaten laden zum abenteuerlichen, aber auch teilweise zum zügigen Fahren ein. Die Menschen sind sehr freundlich in den Landesteilen, die ich besucht habe. Kriminalität haben wir nie kennenlernen müssen. Es gab einmal eine kritische Situation in einem Dorf an einer roten Ampel. Da kam ein ziemlich angetrunkener Mensch zu mir und wollte Geld. Er versuchte, mir den Zündschlüssel aus dem Zündschloss zu ziehen. Aber er war so betrunken, das dies keine wirkliche Gefahr war. Vergleichbares kann dir sicher überall mal passieren. Erstaunlich ist auch, dass ich auf meinen Touren mehr Bären als Straßenhunde gesehen habe. Tatsächlich nur einen Hund, der auf einem Parkplatz wohnte und von LKW-Fahrern mit Wasser und Essensresten versorgt wurde.
Übernachten
Die Hotels der Kategorie 3-4 Sterne, die wir genutzt haben, waren alle ok. Das Frühstück in rumänischen Hotels ist sehr reichhaltig und eher Richtung deftig.
Klima
Klimatisch haben wir alles erlebt, von extremer Hitz bis zu sturzbachartigen, tagelangen Regenfällen. Südeuropa hat klimatisch immer Extreme in beide Richtungen zu bieten. Sei vorbereitet!
Straßen
Straßen sind ein besonderes Thema in Rumänien. Die Autobahnen sind in hervorragendem Zustand und für Motorradfahrer kostenfrei. Die National-Straßen leiden unter dem starken LKW-Verkehr. Du musst immer mit rutschigen, mit Ölflecken versehenen Straßenabschnitten rechnen. Der rumänische PKW- und LKW-Fahrer fährt recht forsch und definiert seine eigenen Regeln. Autos, die dich innerorts in der 30 km/h-Zone mit 120 km/h überholen, sind eher die Regel als die Ausnahme. Gleiches gilt auf National-Straßen. Da wird gerne richtig schnell gefahren. Im Süden gibt es auch viele Pferdegespanne auf den Nationalstraßen. Diese werden häufig jenseits jedweden Regelwerks zwischen rasenden Autos und LKWs bewegt. Hier passieren oft heftige Unfälle! Es gibt richtige Todesstrassen in Rumänien! Schilder weisen inzwischen darauf hin, interessieren aber niemanden.
Wenn du von den National-Straßen auf die von Google vorgeschlagenen Straßen abbiegst, kannst du dein blaues Wunder erleben! Manche Exkursion endet in einem Matschloch, obwohl Google meint, es handelt sich um eine durchgängig asphaltierte Landstraße.

Verkehr
Touristische Highlights gibt es reichlich. Speziell der Transfagarasan und die Bicaz-Schlucht sind ein beliebtes Naherholungsgebiet für viele Rumänen und deshalb unbedingt am Wochenende und an Feiertagen zu meiden – sonst stehst du im Stau , was echt nicht schön ist.
Die Anfahrt nach Rumänien über Ungarn ist eine besondere Geschichte. Meine Erfahrung ist, von Wien kommend, dass die Autobahn das geringste Übel ist. Die Landstraßen in Ungarn sind meist gerade und eintönig. Auch aas schwülwarme Klima macht einen fertig. Unbedarfte oder betrunkene Autofahrer erhöhen dein Unfall-Risiko. Die Polizei kassiert auf Landstraßen auch gerne mal einen „Obulus“. Nimm am besten die Autobahn, wenn du von Österreich Richtung Rumänien fährst.
Tanken
Tankstellen scheinen in Rumänien immer noch eine Goldgrube zu sein. Es gibt so viele Tankstellen überall, dass man sich wirklich manchmal fragt, wie dieses Geschäftsmodell funktioniert…
Gastronomie
Das Essen ist ziemlich fleischlastig und extrem lecker. Pizza und Co. haben inzwischen auch überall Einzug gehalten. Wenn Du Essen gehst oder im Hotel eincheckst, musst du teilweise viel Geduld mitbringen. Der Check-In im Hotel dauert immer ziemlich lange und man versteht überhaupt nicht, was da so lange dauern muss. Im Restaurant arbeiten meist unausgebildete Service-Kräfte, die keine Ahnung von Effizienz haben. Und keinerlei Zeitdruck. Das kann sich richtig ziehen, bis man was zwischen die Kiemen bekommt.
Also … ich liebe Rumänien wirklich – aber manche Dinge sind wirklich sonderbar .
In den folgenden Themen-Tipps werde ich darauf eingehen.
Viel Spaß!
Tipp #2 | Die Anfahrt nach Rumänien
Wenn du von Wien durch Ungarn nach Rumänien fährst, solltest du deine Zwischenübernachtung in Ungarn einplanen. Die Optionen sind Györ oder irgendwas am Plattensee. Die Übernachtung am Plattensee hat mich nicht so begeistert, da die Strecke von der Autobahn bis zum See sehr stark befahren war. Übrigens hin- und zurück. Außerdem war es mir da zu teuer und zu schwül-heiß.
Richtig gut gefallen hat es mir im ⇒ RQ Boutique & Unique Hotel direkt am Rand der renovierten Altstadt von Györ (⇒ GoogleMap) mit seinen tollen und preiswerten Restaurants.
Lustige, frisch gestaltete Zimmer und nur zwei Minuten von der Altstadt entfernt. Die Motorräder stehen zwar draußen aber im direkten Blick der Rezeption.
Das Frühstück war gut und das Preis/Leistungsverhältnis war prima.
Der Vorteil einer Übernachtung in Györ ist auch, dass du es am nächsten Tag stressfrei nach Rumänien schaffst und nicht zur Rush-Hour an Budapest vorbei musst. Wenn du um 10 Uhr in Györ losfährst, bist du entspannt gegen 15-16 Uhr in Oradea oder Timisoara.
Wenn du in Süd-Ost-Europa mit dem Motorrad an eine Grenze kommst und es sich staut, darfst du vorsichtig nach vorne durchfahren. Niemand wird mit dir schimpfen – außer deutsche Autofahrer in der Schlange 😉.
Aber es hat sich viel getan! Seit 1.1.25 ist Rumänien dem Schengen-Abkommen beigetreten. Es dürfte an der Grenze keine Staus mehr geben. Und wenn doch … siehe oben.
Tipp #3 | Von Oradea zum Gutai-Pass
In Oradea gibt es viele hochwertige Hotels. Wenn deine Rumänien-Tour in Oradea starten soll, kannst du dich aus dem breiten Booking.com-Angebot bedienen.
Über Baia Mare und Sighetul Marmatiei geht es zum Gutai-Pass (Pasul Gutâi). Bis auf knapp 1.000 Meter geht es in herrlichen S-Kurven Richtung Mare. Auf dieser Strecke kannst du richtig Spaß haben. Aber auch hier gilt: das ist Naherholungsgebiet! Hier ist oft viel Betrieb.
Wenn du gerne Forellen isst, bietet sich in Mare mit dem ⇒ Pastravaria Alex eine wirklich besondere Location zum Übernachten an (⇒ GoogleMap).
Das Pastravaria Alex ist eine Kombination aus Forellenzucht, Hotel und Ausflugsrestaurant direkt am Fuße des Gutai-Pass.
Hier wirst du selten ausländische Touristen finden. Der Service ist, wie überall in Rumänien, von viel Zeit und wenig Organisation geprägt.
Wenn alles gut geht, wirst du hier fantastisch schlafen, lecker essen und eine besondere Atmosphäre genießen können. Am Wochenende ist diese Location aber stark frequentiert. Rumänische Familien genießen hier gerne ihre freie Zeit.
Aber eine richtig gute Fahr-Empfehlung ist der Gutai-Pass! Richtig klasse bei gutem Wetter!
Tipp #4 | Transrarau und Bicaz-Schlucht
Wenn Du die gezeigte Route weiter fährst, kommst du durch die Region Bukovina (Deutsch: „Buchenland“). Es folgt eine weitere fahraktive, alpine Straße: die Transrarau, auch bekannt als der Schatz-Pfad. Auf neuem Asphalt genießt du auf 30 Kilometer Kurve nach Kurve mit spektakulären Aussichten bis auf 1.400m Höhe.
Auf dieser Strecke kommst du am größten, von Menschenhand in Rumänien gebauten Stausee, dem Bicaz-Stausee, vorbei. Auf 40 Kilometer Länge begleitet dich der See mit tollen Aussichten eine ganze Weile. Dann geht es in die berühmte Bicaz-Schlucht. Eng windet sich die Straße an den Felsenwänden entlang. Überall wo sich Parkmöglichkeiten bieten, gibt es viel Trubel und Verkaufsstände mit Leckereien und Tünnef. Ich empfehle bis hoch zu dem großen Parkplatz zu fahren und das Motorrad dort abzustellen. Es ist ein bisschen Wandern angesagt, wenn du was von der Schlucht sehen willst.
Hier kannst du auch gut übernachten. Es gibt viele Angebote! Booking ist dein Freund 😉. Frühmorgens lässt sich hier am besten Motorradfahren. Also irgendwo hier übernachten und dann morgens vor 10 Uhr fast alleine dieses tolle Stück Planet erkunden 😉.


Tipp #5 | Brasov - Transfăgărășan
Brasov, eine moderne Stadt mit einer wundervollen mittelalterlichen Zitadelle und einer tollen Altstadt, bringt dich zum Startpunkt eines zweitägigen Kurveneldorados. Hier solltest du übernachten. Es gibt einige gute Hotels im Ort – aber keine wirkliche persönliche Empfehlung von mir. Meine Empfehlung ist aber ein abendlicher Spaziergang durch die sanierte Altstadt von Brasov. Doch Vorsicht! Halte dich im Dunkeln fern vom Stadtrand bei der Zitadelle! Hier kommen nachts die hungrigen Bären in die Stadt, um nach Nahrung zu suchen!
Und nun beginnt ein zweitägiges Abenteuer, dass jede Bikerin und jeder Biker mindestens einmal erleben sollte…
Morgens geht es auf einer 12 Kilometer langen und kurvenreichen Strecke nach Poiana Brasov, einem wunderschönen und bekannten Wintersport-Resort auf 1.020m Höhe.
Dann geht es Richtung Transfăgărășan, auch bekannt als „Ceaușescu’s Torheit“. Dies ist eine Pass-Straße, die im Auftrag des ehemaligen kommunistischen Diktators Ceaușescu zwischen 1970 und 1974 gebaut wurde, um im Fall einer russischen Invasion einen schnellen militärischen Weg über die Berge zu haben.
Die Transfăgărășan-Straße ist 90 Kilometer lang (Gesamtstrecke ca. 150 Kilometer) und führt dich bis auf eine Höhe von 2.042 Meter. Sie ist eine der besten und spannendsten Motorrad-Straßen Europas. Hier erlebst du puren Fahrspaß in großartiger Landschaft mit vielen Tunneln und Viadukten und Kurven satt.
Oben angekommen, wartet der Balea-See auf dich. Natürlich sollte man dort anhalten – aber es ist (leider) wie auf einem Rummelplatz da oben. Kostenpflichtige Parkplätze, Gastrobetriebe und Souvenir-Geschäfte und vor allem viele viele Menschen machen diesen Ort für mich unangenehm. Vor allem am Wochenende solltest du den Transfăgărășan den einheimischen Kurzurlaubern überlassen. Sonst stehst du tatsächlich im Stau da oben – und zwar lange!

Du solltest den Transfăgărășan auf jeden Fall von Nord nach Süd fahren! Nur so hast du die schönsten Ausblicke und das beste Fahrerlebnis. In den letzten Jahren wurde damit begonnen, die Straße zu sanieren. Also wirst du immer mal wieder auf Baustellen treffen. Teilweise ist der noch unsanierte Teil der Strecke eine üble Holperpiste geworden. Aber trotzdem bin ich immer wieder begeistert, dort zu fahren. Mit einer Reiseenduro bist du hier absolut perfekt motorisiert.

Im südlichen Teil des Transfăgărășan wirst du unweigerlich auf Bären stoßen. Hierzu gibt es noch ein paar Hinweise im nächsten Tipp.

Am Vidraru-See, im südlichen Bereich des Transfăgărășan, findest du viele Hotels, die alle recht gut sind. Hier solltest du übernachten und den See erkunden – zu Fuß oder auf dem Motorrad. Es lohnt sich!
Aber Vorsicht! Wenn es dunkel wird, solltest du sicher im Hotel sein. Das ist Bärengebiet!
Ach ja! Noch ein Tipp! Ich würde den Transfăgărășan nicht vor Mitte Juni anfahren. Die Straße wird nach dem Winter nicht geräumt und versinkt deshalb unter meterdicken Schneeschichten!
Wäre ja blöd, wenn der noch gesperrt wäre, wenn du da ankommst. Ich bin immer wieder verwundert, wenn ich Reise-Angebote für Transfăgărășan und Transalpina von Reiseveranstaltern für Mai sehe. Das kann gut gehen – meistens aber nicht!
Die Bären findest du übrigens im Regelfall auf der Strecke Richtung Süden nach dem großen Stausee.

Tipp #6 | Verhalten bei Bären-Sichtung
Im südlichen Bereich des Transfăgărășan und rund um Poiana Brasov ist die Wahrscheinlichkeit fast 100 Prozent, dass du Bären sehen wirst. Die Bären stehen meist ruhig am Straßenrand, laufen aber auch gerne mal über die Straße.
Die Bären sehen richtig lieb und putzig aus, vor allem wenn sie ihren Nachwuchs dabeihaben. Aber genau das Gegenteil ist die Wahrheit. Das sind wilde Tiere und die haben Hunger. Wenn die Nahrung riechen, dann wollen sie die auch haben.
Ich habe schon gesehen, wie ein Bär ein Auto geöffnet hat, in dem gerade ein Pärchen bei geöffnetem Fenster ein Picknick machte – eine dumme Idee. Der Bär hat mit seinen Pranken einfach das Metalldach des Autos aufgerissen wie eine Konservendose. Übrigens werden die auffällig gewordenen Bären umgehend erschossen. Es gibt Jäger-Trupps, die nach einer Meldung eines übergriffigen Bären sofort anrücken.
Was kannst Du tun?
Bring kein Essen mit!
Das ist der wichtigste Tipp! Weder im Tankrucksack noch in den Koffern und schon gar nicht in deinem Kombi. Wenn der Bär Futter wittert, dann will er es haben!
Fahre vorsichtig an den Bären vorbei und halte nicht an!
Außer, der Bär ist auf der Straße. Du erhältst von den lokalen Behörden eine SMS, wenn Bären am Transfăgărășan massiv auftreten. Dieser Cell-Broadcast funktioniert gut. Wenn du anhalten musst, halte so viel Abstand wie möglich.
Keine hektischen Aktionen mit dem Motorrad
In der Nähe der Bären solltest du keine hektischen, ruckartigen oder besonders laute Fahrmanöver mit deinem Motorrad durchführen.
Bitte mach keinen Fotostopp
Steige auf keinen Fall von deinem Motorrad ab. Manchmal bilden sich Autoschlangen vor den Bären. Da bist du relativ sicher und kannst mal ein Foto machen – aber bleibe auf deinem Motorrad und bleibe ruhig!
Nochmal! Das sind wilde Tiere und die haben Hunger!
Tipp #7 | Transalpina
Tipp #8 | Salzbergwerk Salina Turda
Tipp #9 | Sibiu (Hermannstadt)
Tipp #10 | Papanași
Tipp #11 | Eintopf im Brotlaib
Tipp #12 | Alba Julia
Tipp #13 | Hotel Padeșul
Tipp #14 | WAZE
Tipp #15 | Transapuseana
Tipp #16 | Rückreise via Budapest
Die reine Fahrtzeit durch Ungarn über die Autobahn bis Wien sind etwa sechs bis acht Stunden. Das kann man am Stück fahren – man muss es aber nicht.
Wir haben gute Erfahrungen mit einem Übernachtungsstopp in Budapest gemacht. Budapest ist eine tolle, junge Stadt mit eindrucksvollen Highlights. Die Altstadt ist sehenswert und die ungarische Küche klasse. Wenn du dann am nächsten Morgen ausgeruht losfährst, hast du nur noch ca. drei Stunden bis Wien.
Die reine Fahrtzeit durch Ungarn über die Autobahn bis Wien sind etwa sechs bis acht Stunden. Das kann man am Stück fahren – man muss es aber nicht.
Wir haben gute Erfahrungen mit einem Übernachtungsstopp in Budapest gemacht. Budapest ist eine tolle, junge Stadt mit eindrucksvollen Highlights. Die Altstadt ist sehenswert und die ungarische Küche klasse. Wenn du dann am nächsten Morgen ausgeruht losfährst, hast du nur noch ca. drei Stunden bis Wien.
Wähle in Budapest ein Hotel, von dem du die Altstadt in kurzer Zeit fußläufig erreichen kannst und vom dem aus auch die Autobahn am nächsten Morgen schnell erreichbar ist.
Mein Tipp ist hier das ⇒ Ibis Styles Budapest City. Dieses Hotel bietet sichere Parkplätze und ein schnelles Rein/Raus. In zehn Minuten bist du zu Fuß in der Altstadt.
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Der Tag 6 ist ein Sightseeing-Tag mit Besichtigung der Salzmine und einer Stadtbesichtigung von Sighișoara und Cluj. Muss man nicht so fahren…
Die Routen enden jeweils an Hotels, die empfehlenswert sind.
Tag 7 (242 km) | ⇒ Kurviger
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